Vor rund 200 Jahren war es kein lebensbedrohlicher Virus, sondern ein restauratives politisches System inklusive alles überwachender Geheimpolizei, das die Menschen in die Privatheit flüchten ließ.Elke Doppler, Wien Museum Magazin, Zwischen Chaos und Mutterglück, März 2020
Im Oktober 2020 lädt BURN-IN zu der zum Reflektieren anregenden Ausstellung Herr Biedermeier und Frau Grün mit Ellen Semen (Österreich) ein und zeigt zwei Werkserien, die vordergründig völlig diametral angelegt sind, bei näherer Betrachtung jedoch vieles gemein haben.
Die in Hamburg geborene, seit 20 Jahren in Wien lebende Künstlerin hat kroatische Wurzeln und ist eine wunderbare Geschichtenerzählerin. Mit ihren gesellschaftskritischen Arbeiten erlangt sie große soziopolitische Bedeutung und führt mit ihrem Gesamtwerk und in der aktuellen Ausstellung klar vor Augen, welche Entwicklungen global schieflaufen. Sie scheut sich nicht, Stellung zu beziehen, zu kritisieren. Die positive Ausstrahlung aller Werke vermittelt aber stets Hoffnung und Zuversicht auf eine positive Wende.
Florale
Militanz
Der Werkzyklus Florale Militanz entstand bereits ab 2005 und thematisiert in idyllisch anmutenden Szenerien eine Vielzahl brisanter Themen unserer Zeit. Hier spielt Semen mit der facettenreichen Schönheit der Natur, mit wunderbarem Grün, Blau und Gelb, das völlig überraschend auf militante Figuren und Körper (Atompilz, Manga Figuren...) trifft. In der Arbeit Wahrscheinlichkeit 1:3 symbolisieren unzählige leuchtend gelbe Sonnenblumen, die mehr als 200.000 Opfer der US-amerikanischen Atombombenabwürfe in Hiroshima und Nagasaki. Im imposanten Diptychon Uups..., man-eating (200 x 500 cm) ließ sich Semen von der Bildsprache und Ästhetik des Filmklassikers Kill Bill (Quentin Tarantino) inspirieren und setzt auf eine Manga Figur, die unmissverständlich und mit voller Kraft ihre Message transportiert.
Biedermeier Reloaded (Arbeiten ab 2016) setzt sich mit den österreichischen Künstlern der Biedermeierzeit (Waldmüller, Danhauser, Fendi und Kupelwieser) auseinander. Das neue Biedermeier, Faith Popcorns Cocooning der Neunziger, erlangt gerade durch die Corona Pandemie wieder eine enorme Renaissance. Der Rückzug ins traute Heim scheint für viele die ultimativste Form zur Krisenbewältigung.
Biedermeier reloaded
Doch Semen entzaubert diese romantische Vorstellung in vielen ihrer Arbeiten. Im Kinderzimmer (2020 | angelehnt an Josef Danhauser) verkehrt den Gegenwartsoptimismus in eine Dystopie und setzt das Kind den biblischen Plagen aus. In Ausflug aufs Meer (Inspiration Leopold Kupelwieser) zielt Semen auf die Dekadenz der feinen Wiener Gesellschaft, die sich der Ernsthaftigkeit der prekären Situation nicht bewusst ist. Ein wahres Déjà-vu Erlebnis, das viele in der aktuellen Krisenzeit empfinden und kritisch über Akteure und die politische Weltbühne nachdenken lässt. Eine GreenART Ausstellung mit absolutem Tiefgang.
#KunstTransfer
Über BURN-IN, Biedermeier, Cocooning und das Verlassen der White Cubes
Semen agiert künstlerisch fundiert und nachhaltig. Sie nennt die Dinge beim Namen, traut sich auch über höchst sensible Themen und schafft es bravourös, auch unangenehme Wahrheiten zu zeigen. Die vordergründig makellos schöne figurative Malerei weckt stets positive Assoziationen, trotz aller Tiefgründigkeit. Damit spricht sie vor allem tiefsinnige Kunstsammler und Institutionen an, die von zeitgenössischer Kunst gefordert werden wollen und mit ihr ein ganz spezielles Statement an ihre Umwelt abgeben wollen.
BURN-IN empfiehlt Semens Werke vor allem auch für Corporate Collections, Kunst-Interventionen und Kunst-Branding Kampagnen. Denn oftmals kann das Aufzeigen problematischer Strukturthemen, die Organisationen und Gesellschaft tangieren, durch eine strategische künstlerische Intervention glaubhaft und authentisch kommuniziert und gemanagt werden. Der Return on Culture als nachhaltiger Gewinn in puncto interner und externer Kommunikation. Viele Organisationen entwickeln sich immer mehr zu „den“ neuen Kunstschauplätzen, demokratisieren die Kunst und schaffen damit Kunst für die Vielen und nicht nur für wenige. Der sich stark im Wandel befindliche Kunstmarkt befeuert diese Entwicklung und zeigt hochklassige Kunst immer häufiger auch außerhalb der klassischen White Cubes (Museen, Galerien, Kunstmessen). Seit 2009 arbeitet BURN-IN mit Kunst-Branding erfolgreich an dieser Schnittstelle und präsentiert völlig neue Zugänge neben den traditionellen White Cubes und schafft damit Mehrwerte für die Gesellschaft, Unternehmen und Kunstschaffende. BURN-IN spinnt also für Organisationen einen exklusiven Kokon, ganz im Sinne des Biedermeiers und des Cocoonings (Faith Popcorn, späte 1980er), das in Corona Zeiten eine unglaubliche Renaissance erlebt.
BURN-IN freut sich sehr, Ellen Semen ab August 2020 vertreten zu dürfen. Damit gelang BURN-IN ein weiteres bedeutendes upgrade des internationalen Portfolios.