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Ladislav Černý Ausstellung OHNE WORTE, Nitra SK

Die Ausstellung Wordless des BURN-IN Künstlers Ladislav Černý  in der Synagoge von Nitra referenziert auf die Gräueltaten des 2. Weltkriegs. 

Seine starken Werke (Malerei, Skulptur und Installationen), die zwischen 2008 und 2022 entstanden, setzen ein starkes künstlerisches Statement und korrespondieren perfekt mit der spirituellen Atmosphäre des sakralen Raumes.

Auf zwei Etagen thematisiert der Künstler Negatives aus Vergangenheit und Gegenwart. Im zentralen Werk Nemesis symbolisieren unzählige leere Patronenhülsen die Millionen Opfer des Holocaust. Der Titel ist Programm und es bedarf keiner weiteren Worte. Intuitiv erfasst der Betrachter die Schrecken dieser Zeit.  

Galeristin Sonja Dolzer besuchte gemeinsam mit Lukas und Alba diese bedeutende Ausstellung im unvergleichlichen Rahmen und gratuliert Ladislav Černý zu diesem gelungenen Highlight.

Die Ausstellung in Nitra läuft noch bis 29.3.2023.

 

OHNE WORTE, aber mit Respekt, betrete ich die Schwelle der Nitra-Synagoge, die zwischen 1909 und 1911 vom Architekten Lipót Baumhorn erbaut wurde.

In dieses Interieur hat der Künstler Ladislav Černý seine Kunstwerke - Malerei, Skulptur und Installationskunst (2008 - 2022) - eingefügt, die kontinuierlich mit dieser spirituellen Atmosphäre korrespondieren.

Die Ausstellung trägt den Titel Ohne Worte und tatsächlich bedarf es keiner Worte. Černýs künstlerisches Statement ist ein Memento und zugleich eine Warnung vor den apokalyptischen Realitäten, die die Menschheit erlebt hat.

Das künstlerische Profil des Malers, Bildhauers und Restaurators Ladislav Černý (1965), einer Persönlichkeit der mittleren Künstlergeneration, begann sich an der Sekundarschule für Kunstgewerbe in Bratislava (SUPS 1981 - 1985), der Akademie der bildenden Künste in Bratislava (1/1/U 1985 - 1986) und der Akademie der bildenden Künste in Dresden (HFBK Dresden 1987 - 1991) zu formen.

Er schloss sein Studium im Jahr 1991 mit dem Grad Master of Arts, akademisch zertifizierter Restaurator, ab. Er arbeitet als Restaurator in der Slowakei und Österreich.

Neben der Restaurierung beschäftigt sich der Künstler fast kontinuierlich mit der Malerei. Sein Werk lässt sich in mehrere künstlerische Zyklen einteilen. Der dominierende ist die figurative Malerei, in der er sich allmählich (seit 1997) von der abstrakten künstlerischen Ausdrucksweise löste und sich einem expressiven handschriftlichen Statement zuwandte. Seine Kammermalerei wurde von Werken der neuen Figuration dominiert, vor deren Hintergrund er sich mit Beziehungssituationen auseinandersetzte, wie er sie selbst erlebte. Durch diese Werke suchte er von seinen eigenen Reflexionen Zeugnis abzulegen, mit denen fast alle von uns sich beschäftigen - über Leben, Liebe und Tod. In seinem Werk setzt er sich jedoch auch mit intimen Situationen und Momenten zwischen Mann und Frau auseinander. Sie schwingen nicht vulgär, sondern liefern Impulse zum Nachdenken. Seine mehrfigurigen Kompositionen enthalten eine dynamische Ladung von Drama.

Im Bereich der Porträtmalerei arbeitete der Künstler zunächst mit einer realistischen Malweise, in der er die Psychologie des porträtierten Modells erfassen konnte. Indem er die realistischen Elemente allmählich abstrahierte, schuf er ein anonymes Porträt des dargestellten Modells, in dem die charakteristischen gestischen Merkmale seiner Persönlichkeit im Modellieren nicht fehlten.

Beispiele dafür sind seine figurativen Kompositionen und Köpfe, bei denen er sich von der Abbildung löst und sich der Formreduktion zuwendet. Der Künstler möchte so persönlich und stark emotional wie möglich sein. Mit viel Ausdruckskraft malt er Köpfe, die auf ihre Weise zeitlos sind. Meist sind es Köpfe mit Gesichtern, die sich vom Hintergrund abheben. Sie sind verstörend, sie wirken wie erschreckende existenzielle Phantome. Die Köpfe und Gesichter des Künstlers zeichnen sich durch die Frage aus: Was denken sie, was fühlen sie, was erleben sie, was geschieht mit ihnen? In dieser Konzeption haben die Köpfe des Malers einen zeugnishaften Wert für das menschliche Schicksal. Die Vorläufer dieser Art von Malerei waren zum Beispiel Francis Bacon (1909 - 1992) oder Georges Rouault (1871-1958).

Ladislav Černý hat seine eigene emotionale Erforschung der ihn umgebenden Umwelt geschaffen, der Momente, denen er zufällig begegnet. Er übersetzt die erlebte Empfindung in sein eigenes Denken, strukturiert sie um und befreit sie von unnötiger Bedeutung und konzeptuellen Kategorien. Er hat sich von der Abstraktion zur expressiven strukturierten Malerei entwickelt, in der er starke Ausdrucksmittel verwendet, sowohl die neuesten als auch die vorgefertigten.

Die robuste pastorale Natur des künstlerischen Ausdrucks des Künstlers wird durch eine kontrastreiche, dichte Farbpalette unterstrichen, die den Betrachter buchstäblich überwältigt. Der Archetyp in seinem Werk ist ein wichtiges Attribut seiner künstlerischen Präsentation und im Kontext des Werkes wirkt er selbstverständlich, natürlich und menschlich. Černýs Werke erlangen so eine meditative Dimension - sie suggerieren und zwingen zum Nachdenken.

Man kann sagen, dass Ladislav Černýs Werk aus sich selbst heraus entsteht, in dem Versuch, Kontakt mit dem Wahrnehmenden aufzunehmen. In seinen Gemälden baut der Künstler bewusst sein künstlerisches Programm auf und überzeugt uns vom ständigen Fortschritt, aber vor allem von den Sujets, der Handlung und dem Inhalt des Werkes.

Ladislav Černý zählt derzeit zu den Spitzenkünstlern in der slowakischen Kunst. In Malerei oder Skulptur vermittelt er seine emotionalen Botschaften, die aus Zitaten gemischt mit seinen eigenen kulturellen Dimensionen gewoben sind. Cerny interessiert sich nicht für eine gefällige ästhetische Präsentation, sondern für das Aufdecken der zeitgenössischen Negativseiten der Zeit. Ein Beispiel ist das Objekt „Friedenstaube” - eine blutende Taube - blutendes Europa und die Welt. Im mitteleuropäischen Kontext erhielt sein Werk im Rahmen von Präsentationen in London, Straßburg, Wien, Warschau…eine positive Bewertung in der Malerei, in der das Medium Farbe ein wichtiges Phänomen darstellt. Zudem erlangte er Anerkennung im Bereich der Skulptur und Installationskunst.

Er ist Mitglied mehrerer slowakischer Kunstvereine und hat seine Malerei und Skulptur nicht nur in der Slowakei, sondern auch im Ausland in Österreich, Großbritannien, Ungarn, Deutschland, Frankreich, Polen und der Tschechischen Republik präsentiert. Der Autor lebt und arbeitet in Ivanka pri Dunaji.

PhDr. Marta HuOkovci Kocianova Nitra, 27 January 2023